MEINE PILZ-WELT
MEINE PILZ-WELT
Schon als Kind faszinierten mich die fantastischen Pilznamen. Wildschweinkot-Zärtling, Wolligfilziger Langfüssler, Nackter Ritterling, Tränender Saumpilz oder Geschwänzter Hörnling hatten es mir angetan. Fantasievolle Geschichten entstanden.
Mit meinen Eltern suchte ich damals schon Pilze. Allerdings nur einige wenige Arten, die sie gut kannten, und die essbar waren, wie Steinpilze, Totentrompeten oder Semmelstoppelpilz. Alle anderen liess man links liegen. Sie hätten ja giftig sein können. Damals gab es auch noch keine Pilzkontrollstellen.
Die Leidenschaft für‘s „Pilzeln“ packte mich erst, als ich nach langen Rollstuhl-Jahren wieder gehen lernte. Ich musste so sehr auf jeden Schritt achten, dass ich plötzlich links und rechts auf dem Weg und im Wald kleine, mir meist unbekannte Pilze sah. Da wollte ich es wissen. Der örtliche Pilzkontrolleur half mir beim Bestimmen und nahm mich in die Schule. Später ermunterte er mich, die Prüfung zu Pilzkontrolleurin zu machen. Als dann auch noch die Mikroskopie dazu kam, öffnete sich für mich nochmals eine neue Welt.
In meinem Buch mit Jugenderinnerungen „Schwarz und weiss und tausend Töne“ habe ich eine solche Pilz-Geschichte aufgeschrieben. Hier können Sie einen Auszug lesen:
FLIEGENPILZ, SCHWEFELKOPF UND ZITTERZAHN
Ich bin aktives Mitglied des Vereins für Pilzkunde Zürich in der Rolle der Obfrau der Pilzbestimmer-Kommission, helfe dort unter anderem Bestimmungsabende durchzuführen und halte Vorträge.
Daneben nimmt auch die Pilzmikroskopie und -bestimmung einen wichtigen Platz in meinem Leben ein.
..Schönfussröhrling wirbt um Schleierling, weil er diesen so sehr liebt, macht ihm einen Süssriechenden Fälbling zum Geschenk. Sie werden von Mönchskopf getraut, bis dass der Tod euch scheidet, kommt ja so schnell, bei den Pilzen, im Namen des Gesetzes, i zäh Minute hätt‘s es. Zur Hochzeitsfeier erscheint Orangefuchsiger Hautkopf am Arm von Violettem Rötelritterling. Gestiefelter Häubling stelzt, seinen Schirmling gegen die stechende Sonne über sich haltend, durchs hohe Moos um dem Hochzeitspaar seine Aufwartung zu machen, dicht gefolgt von Weissflockigem Gürtelfuss, der sein zierliches Graugewand adrett in die Höhe hält und mit den Wimpern etwas frivol zu Reizker und Graubräunlichem Dickfuss hinüberklimpert. Faltentintling, fransig auslaufend, überlässt beim Übergeben des Hochzeitsgeschenkes seine schwarzen Tintenspuren. Nur einem gefällt das Ganze nicht. Geschwänzter Hörnling rast vor Eifersucht, wollte er doch selbst eine Verbindung mit der Schleierlingsbraut eingehen. Lässt Kegeligen Dickfuss die graue Totentrompete blasen, tischt zur Vorspeise einen grünen Knollenblättersalat an an Fliegenpilzsauce auf. Uns zur Kraft untirzumpreise. Und noch bevor Gabeltrichterling mit Rötendem Saftling zum Tanz aufspielt und Stachelschuppiger Wulstling den Zwergchampignon eben dazu auffordern kann, sind etliche Pilzleben dahin. Verdorben, gestorben, amen.
Das Buch „Schwarz und weiss und tausend Töne“
kann bei mir für Fr. 35.- (inkl. Porto und Verpackung)
bezogen werden.
Pilzbücher, die ich empfehlen kann:
Ewald Gerhard DER GROSSE BLV PILZFÜHRER FÜR UNTERWEGS
Marcel Bon PAREYS BUCH DER PILZE
Rita Lüder GRUNDKURS PILZBESTIMMUNG (Quelle & Meyer)
Gminder/Böhning WELCHER PILZ IST DAS? (Kosmos)
Antonio Carluccio PILZE (für Feinschmecker)